Großartig, absolut paradiesisch und kurios, unvergesslich – es gibt keinen Superlativ, mit dem die Galapagos-Inseln nicht beschrieben werden. Das Archipel 960 Kilometer vor der Küste Ecuadors ist vor allem eins: einzigartig. Die Inselwelt besteht aus 19 größeren Inseln (größer als einem Quadratkilometer) und vielen kleineren Inseln und Felsen. Die Landfläche umfasst insgesamt rund 8.000 Quadratkilometer, die sich in einer Meeresfläche von 120.000 Quadratkilometer verteilen. 97 Prozent der Landfläche der Galapagos-Inseln und 99 Prozent der sie umgebenden Gewässer – insgesamt ein Archipel in der Größe vergleichbar mit der Ägäis – sind heute Nationalpark und stehen unter strengem Naturschutz. Die Fauna und Flora über und unter Wasser sind einmalig und zu 95 Prozent im Urzustand der Schöpfung erhalten.
So vollkommen isoliert von jeglicher Zivilisation entstanden mit den Galapagos-Inseln vor relativ kurzer Zeit neue, leere Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Vulkanausbrüche schufen die Galapagos-Inseln und gestalten sie noch heute. Aktuell sind noch fünf Vulkane auf den Inseln Isabela und Fernandina aktiv (letzter Ausbruch im Juni 2018). Die Inseln sitzen auf der Nazca-Platte, mit der sich Galapagos jährlich etwa sechs Zentimeter auf Südamerika zubewegt.
Die ältesten Inseln im Archipel – Española und San Cristóbal – sind über drei Millionen Jahre alt. Fernandina, die jüngste Galapagos-Insel, nicht älter als 35.000 Jahre. Die Inseln liegen auf dem Äquator und müssten somit tropisches Klima vorweisen. Dem entgegen spielen starke jahreszeitliche Klimaschwankungen, weil warme und kalte Strömungen aufeinander treffen und Wechselwirkungen erzeugen. Der Humboldtstrom aus der Antarktis und der äquatoriale Gegenstrom (Cromwellstrom) aus großer Tiefe im Westen bringen von Juli bis Dezember kühleres Wasser. Der Panama-Strom spült von Januar bis Juni tropisch warmes Wasser aus Mittelamerika ins Archipel und prägt so die warme Jahreszeit. Kalt wird es auf den Galapagos-Inseln trotzdem nie – die Temperaturschwankungen bewegen sich für Europäer gefühlt das ganze Jahr über zwischen angenehm warm und sommerlich heiß.
Die Strömungen sind mit ein Grund für die große Artenvielfalt unter Wasser. Die Biodiversität ist sehr hoch mit über 500 Fischarten, mehr als 50 Arten von Haien und Rochen, rund 900 verschiedene Muscheln und Schnecken, über 200 Arten von Seesternen, Seeigeln und Seegurken sowie mehr als 200 Arten von Krebstieren. Die bekanntesten und beliebtesten Meerestiere auf den Galapagos-Inseln sind die Meeresschildkröten und Meerleguane sowie die beiden Ohrenrobben Galapagos-Seebär und Galapagos-Seelöwe.
Überlebt haben nur Wenige
Die Besiedlung der Galapagos-Inseln mit Pflanzen und Tieren war Glücksache. Die heute dort lebenden Arten kamen auf dem Luft- und dem Wasserweg ins Archipel. Überlebt haben nur Wenige. Deshalb gibt es auf den isolierten Inseln nur wenige Arten von Wirbellosen, Vögeln und Reptilien – keine Amphibien. Doch bildeten sich neue Arten aufgrund der Lebensbedingungen heraus, die es nirgends sonst auf der Welt gibt. Das ist der Zauber von Galapagos. Die Galapagos-Inseln sind zudem groß und hoch – die idealen Inseln für die Evolution von Endemiten. Kein Wunder also, dass Charles Darwin auf den Inseln Dinge beobachtete, die eine Antwort auf die Frage gaben: Wie können neue Arten entstehen?
Charles Darwin kam als junger Mann 1835 auf der vier Jahre und neun Monate langen Reise mit der Beagle in die Gewässer des Galapagos-Archipels. Er besuchte die Inseln San Cristóbal, Floreana, Isabela und Santiago. Darwin erfasste die Landschaft mit all seinen Sinnen und sammelte viele Pflanzen und Tiere, darunter Spottdrosseln und Darwin Finken, die später die Grundlage für seine Evolutionstheorie bildeten. Erst im Jahr 1859 publizierte er seine Forschungsergebnisse mit dem Buch „Die Entstehung der Arten“. Seine Forschungen waren ein wichtiger Grund dafür, dass Ecuador die Galapagos-Inseln im Jahr 1959 zum Nationalpark erklärte und die UNESCO sie in ihre erste Liste der Weltnaturerbestätten im Jahr 1979 aufnahm.
der Charles-Darwin-Station auf der Insel Santa Cruz bis heute gefördert, durchgeführt und präsentiert.
Der Mensch – ein kurioser Start
Die Besiedlungsgeschichte der Galapagos-Inseln zeigt, wie unwirtlich und unwegsam das Archipel sich von jeher für den Menschen gezeigt hat. Das Leben im extremen Klima und mit wenig Süßwasser hielten nur Wenige aus. Obwohl schon 1535 durch den Bischof von Panama – Fray Tomás de Berlanga entdeckt, kamen die ersten ernsthaften Siedler erst nach 1832 – als das Land eine Provinz von Ecuador wurde. Im Mittelpunkt der durchaus kuriosen Siedlergeschichten steht die Insel Floreana ab der 1930er Jahre. Ob das Ehepaar Dr. Ritter, die Baronesa oder die Wittmers aus Köln – die Bücher zu ihren Siedlungsversuchen sind überaus lesenswert.
Eine beispiellose Erfolgsgeschichte
Mit den Menschen kamen Landwirtschaft sowie Nutz- und Haustiere auf die Inseln, die sich bereits während der Zeit der Walfänger und Piraten als Gefahr für die lokale Flora und Fauna auf Galapagos herausstellten. Als Ecuador die Inseln im Jahr 1959 zum Nationalpark erklärten, lebten nur noch etwas über 5.000 Landschildkröten im Archipel. Dennoch: Die Entwicklung der Galapagos-Inseln in den letzten 60 Jahren ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Mit dem Schutz kamen die Wissenschaftler und Forscher und auch die ersten Touristen. Zwischen ihnen entwickelte sich eine unschlagbare Komplizenschaft: Die einen sorgten und sorgen dafür, das die Natur auf den Inseln ins Gleichgewicht kam und bleibt, die Touristen sorgen dafür, dass die Kunde von den Inseln in die ganze Welt getragen wird und so die Einnahmen aus dem Tourismus zur Finanzierung des Naturschutzes maßgeblich beiträgt.
Heute leben wieder über 20.000 Landschildkröten auf den Galapagos-Inseln. Es ist den Forschern gelungen, die Unterarten vieler Inseln wieder in großen Populationen zu züchten und auf Inseln wie Española und San Cristóbal erfolgreich auszusiedeln. Selbst die Floreana-Landschildkröte, die als ausgestorben galt, wurde durch DNA-Abgleich mit den Haustieren der Siedlerfamilie Wittmer und einer auf Isabela von Piraten ausgesetzten Floreana-Population gerade wiederbelebt und mit den ersten 35 Tieren ihrer Art im Hochland von Floreana ausgesetzt. Beispielhaft für die Arbeit der Naturschützer ist auch die Rettung der Landleguane auf den Inseln Santa Cruz und Isabela. Sehr aktiv ist man gerade in der biologischen Schädlingsbekämpfung. Hier ist vor allem die Wollschildlaus zu nennen, die einheimische und endemische Pflanzenarten befällt.
Die Anstrengungen für den Artenschutz sind auf den Galapagos-Inseln so groß, wie wohl nirgendwo anders auf der Welt. In konstatierten Aktionen wurden über 200.000 ausgewilderte Hausziegen erschossen. Die Rattenpopulationen werden seit 1984 zur Brutzeit der Galapagos-Sturmvögel mit Giftködern reduziert. Hunde, Katzen und andere Haustiere haben auf Galapagos nur ein sehr eingeschränkte Bleiberecht.
stark verschärft. Wer nicht auf den Inseln geboren ist und kein Arbeitsvisum hat, darf maximal 60 Tage pro Jahr auf den Inseln bleiben. Das gilt auch für Ecuadorianer vom Festland und wird über die Einreise-Prozedur akribisch überprüft. Zahlreiche Verordnungen schützen den Archipel vor der Übernahme internationaler Interessenten. So dürfen nur Galapageños (Einheimische mit Bleiberecht) Land besitzen, Hotels bauen und Kreuzfahrtschiffe betreiben etc. Nur Personen mit Bleiberecht können Naturführer auf den Inseln werden. Die Zahl der „Gastarbeiter“ auf den Inseln ist ebenfalls beschränkt. Einheimische haben immer Vorfahrt.
Der Tourismus
Wie viele Touristen das Galapagos-Archipel verträgt, ist schnell in Zahlen beantwortet: Aktuell gibt es etwa 1.700 Betten auf Hotel- und Kreuzfahrtschiffen sowie rund 3.200 Betten in Unterkünften an Land. Rund 5.000 Touristen können also zeitgleich auf den Inseln sein; bei einer Aufenthaltsdauer von sieben Tagen sind das maximal 260.000 Personen pro Jahr. Die Zahl der Betten darf laut Gesetzgebung nicht erhöht werden. Somit bleibt Galapagos ein Nischenprodukt. Das neue Galapagos-Gesetz – seit 2016 in Kraft mit stufenweiser Umsetzung bis 2019 – sieht vor, dass Touristen mit festem Reiseplan auf die Inseln kommen müssen. Das dient dazu, das touristische Angebot besser zu steuern und damit auf die Natur und Besonderheiten des Nationalparks besser anzupassen.
Die Provinzregierung Galapagos, der Nationalpark und die Städte unternehmen große Anstrengungen, die Folgen des Lebens der Menschen auf den Inseln in Grenzen zu halten. Erfolge der letzten Jahrzehnte sind die Eindämmung der Fischerei (viele Fischer fanden im Tourismus Arbeit), die Organisation der Müllentsorgung, die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare in Form von Windrädern, Solaranlagen und Biodiesel sowie die Erneuerung der Trink- und Nutzwasserversorgung mit neuen Leitungen, Kläranlagen etc. Viele Nationen engagieren sich auf den Galapagos-Inseln – allen voran die USA, Kanada, Deutschland, Großbritannien, Südkorea und viele mehr. Geldsorgen treibt die Inseln nicht um. Vielmehr geht es darum, wirtschaftliche Interessen der Bewohner und der Tourismusindustrie mit den Vorgaben und Notwendigkeiten der Naturschützer maximal zu harmonisieren. Das gelingt nicht immer, aber immer besser.
Gerne stehe ich für Fragen, Vorträge und Diskussionen zu den Galapagos-Inseln zur Verfügung. Sprechen Sie mich an.
Ihre Beate Zwermann